Tag 1

Mit der Bahn bis nach Mannheim und mit den Rädern den Rhein ein Stück abwärts. Dann weiter an Mosel und Saar durch Rheinland-Pfalz und Saarland, so hatte ich mir unsere Tour vorgestellt.

War im Hochsommer 2024 nicht machbar. Wir konnten erst jetzt mit unserer Tour starten, weil bisher das Wetter in Deutschland zumindest seit April mit Unwettern in bestimmten Bereichen nicht zum Radfahren einlud. Auch die Bahn veranlasste uns, die Pläne zu ändern. Ausgerechnet eine Hauptstrecke war für fünf Monate lahmgelegt. Auf den Ausweichstrecken wurden die Schnellzüge bevorzugt und in den wären nur noch nachts Fahrradstellplätze frei gewesen. Dementsprechend wollten wir uns nicht auf die Regionalzüge verlassen, die sicherlich jetzt in der Urlaubszeit von den Radfahrern gut genutzt wurden.

Planänderung: Der Tesla bekam seine Anhängerkupplung angebaut und so gelangten wir heute mit unseren Fahrrädern nach Kaiserslautern. Auf der A8 hatten wir mit mehr Staus gerechnet. Ein größerer war auf der Strecke und zwar dort, wo der Ausbau der A8 auf dreispurig noch nicht abgeschlossen ist. Ansonsten sind wir sehr gut durchgekommen, obwohl sehr viele Autos mit uns in die gleiche Richtung fuhren.

Den historischen Teil von Kaiserslautern, die ehemalige Kaiserstadt, muss man suchen. Nun muss ich gestehen, wir haben uns nicht wirklich vorbereitet. Die Stadt zählt mit ihren 100-tausend Einwohner zwar zu Deutschlands Großstädten, doch auf mich wirkte sie eher wie eine Kleinstadt. Z. B. der Standort der alten Synagoge, ist zwar sehr gut hergerichtet. Auf dem Gelände kann man in 3-D-Kameras das ehemalige Bauwerk betrachten. Doch wir entdeckten das mehr zufällig. Mögliche Hinweisschilder konnten wir jedenfalls nicht ausmachen.

Dafür ließen wir es uns in der Fußgängerzone gut gehen, dazu gehörte auch ein Friseurbesuch, der für ein urlaubsmäßiges Ausssehen sorgte.

Morgen nun geht es mit den Rädern weiter in Richtung Trier, doch zuvor brauchen wir noch einen kostenfreien Stellplatz für unser Auto. Innerstädtische ist zwar zu jeder Tageszeit ein Parkplatz zu bekommen, doch nicht ohne die entsprechende Bezahlung.

Tag 2

Mit einem Frühstück ohne besondere Höhepunkte starteten wir in den Tag. Beim anschließenden Taschenpacken verriet uns der Blick aus dem Fenster, dass die Meteorologen mal wieder Recht behalten. Die angekündigte Schlechtwetterfront hatte Kaiserslautern erreicht.

Wir mussten für unser Auto noch einen kostenfreien Parkplatz für die nächsten Tage finden, bis dahin könnte das Wetter sich wieder gebessert haben. Dem war leider nicht so. Wir saßen noch eine Weile im Auto, bis der kräftige Regen endlich nachließ.

Als sich der Himmel im Westen aufhellte, wagten wir es und setzten uns auf die Räder. Wir waren schon fünfzehn Kilometer gefahren, als es mit dem Regen endlich vorbei war. Zwar hatten wir auf unserer Fahrt immer wieder ein bisschen Nieselregen, mehr aber nicht.

Die Strecke führte uns hauptsächlich an der Straße entlang und nur selten gab es einen Fahrradweg. Wir waren schon ein bisschen enttäuscht, dass unsere Komoot-App keine Strecke ohne Autoverkehr anbot. Erst am Ziel mussten wir feststellen, dass wir für die Auswahl der Strecke „Rennrad“ gewählt hatten.

Unterwegs machten wir in Kusel, welches wir so um die Mittagszeit erreichten, eine Pause. Zuvor hatten wir uns bei einer Landmetzgerei Fleischkässemmel besorgt. Kusel hatte reizvolle Bauten und auch eine der beiden Kirchen waren wohl im neugotischen Stil errichtet worden. Beeindruckt haben mich die modernen Fenster im Chor dieser Kirche.

Bis zu unserem heutigen Ziel fuhren wir weiter entlang der Straße und überwanden eine Höhe von 520 Meter. Fahrradfahren kann doch so schön sein, wenn es bergab geht!

Auf dem Umweltcampus Birkenfeld im Hotel Vicinity hatten wir uns für eine Nacht ein Zimmer genommen. In der zwei Kilometer entfernten Dönerbude gönnten wir uns ein entsprechendes Abendessen. In dem Ort Hoppstädtchen-Weiersbach hatten wir nur die Wahl zwischen zwei Türken und einem Inder.



Tag 3

Heute machten wir uns ohne Frühstück auf den Weg. Eine Strecke von 63 Kilometer lag vor uns. Dies ist normalerweise nicht so viel, doch diese Strecke hatte es in sich.

Auch die Wetterlage war mal wieder nicht die beste. Heute regnete es nur einmal und das war immer. Eine kurze Regenpause, die lediglich wenige Minuten dauerte, war unser Startfenster.

Thomas hatte heute unsere Route abseits der Straße geplant, doch die vorgeschlagenen Wege hatten massive Mängel. Teilweise waren sie matschig oder Schotter mit vielen Schlaglöchern. Einen Fahrradweg, der nicht annähernd den gleichen Niveauausgleich hat wie die daneben verlaufende Straße, werde ich auch in Zukunft nicht akzeptieren. Benutzen werde ich ihn nur dann, wenn mich das Verkehrsaufkommen auf der Straße dazu zwingt. Die Straße mit gutem Straßenbelag führte gleichmäßig nach oben, der Fahrradweg hingegen rauf und runter, wahrscheinlich ist die Straße früher auch so gewesen. Nach einigen Versuchen beschlossen wir auf der Straße weiterzufahren. Mir machte der stetige Anstieg schon genug zu schaffen.

Unterwegs bei einem Bäcker holten wir das Frühstück nach und versorgten uns für eine weitere Pause mit Wurstsemmel. Kurzfristig nicht dem Regen ausgesetzt, hofften wir noch auf eine trockene Weiterfahrt durch den Hunsrück. Mangel an Motiven veranlasste uns, zwei Windräder in Dunst als Foto des Tages auszuwählen.

Endlich war die Höhe von 620 Meter erklommen und die Straße führte uns stetig nach unten. Das Gefälle war selten so stark, dass wir die Bremsen benutzen mussten.

Ein wenig vor der ausgewiesenen Zeit erhielten wir im Holiday Inn Express in Trier unser Zimmer. Gut, dass wir früh dran waren, so konnten wir uns noch zwei der heiß begehrten Fahrradplätze mit Steckdose sichern. Nach einer Dusche und Erholungspause bestellten wir uns ein Taxi, das uns zur Porta Nigra brachte. Unseren Fahrradstellplatz wollten wir nicht aufgegeben.

Auch ein Spaziergang durch die schöne Innenstadt von Trier macht bei Regen nicht so richtig Spaß. Trotzdem wanderten wir, nach dem wir zu Abend gegessen hatten, am Moselufer zurück zu unserem Hotel. Die Wetteraussichten für morgen versprachen Sonnenschein und 25 °C, uns würde es reichen, wenn wir mal nicht nass würden.



Tag 4

Geweckt wurde ich heute von der Sonne. Ich sprang sofort zum Fenster und draußen war alles trocken, juhu. Nach einem guten Frühstück packten wir unsere Räder, es war schon richtig warm in der Sonne.

Um nach Merzig zu kommen, mussten wir ein kurzes Stück an der Mosel und den Rest an der Saar entlang. Zuerst war es noch etwas kühl auf dem Rad und uns begegneten dick eingepackte E-Bike-Fahrer. Doch je weiter es auf den Mittag zuging, desto wärmer wurde es. Wir genossen die sonnige Fahrt am Fluss entlang. Heute waren wir auf unserer Fahrt fast nie allein. Spaziergänger, Jogger, Rennfahrer, Mountainbiker tummelten sich auf unserer Strecke. Keiner wollte diesen sonnigen Tag verpassen.

Wie erwähnt ging es erst die Mosel hinauf bis Konz und dann weiter an der Saar. Der Moselradweg war auf der Höhe von Trier wegen Erneuerung gesperrt und wir hatten schon Sorge, dass sich dies auch an der Saar fortsetzen könnte. Dem war aber nicht so.

Hinter Biebelhausen legten wir unsere erste Pause ein. Wir waren für die heutige Etappe zu schnell unterwegs und Thomas machte den Vorschlag, langsamer zu fahren. Dagegen sprach, dass du noch länger auf dem Sattel sitzt und Oma & Opa auf ihren E-Bikes an dir vorbeirauschen. Das geht überhaupt nicht. Also lieber öfter an schönen Plätzen eine Pause einlegen und auch die Leute beobachten. Bei dieser Pause sahen wir ein Pärchen, das mit zwei Katzen ohne Leinen spazieren ging. Mit unseren wäre das nicht möglich.

Anschließend ging es weiter an Saarburg vorbei bis nach Metzlach. Vor dem Hauptgebäude von Villeroy & Boch legten wir eine weitere Pause ein. Ich bin mir sicher, dass Thomas ganz froh war, dass die Ausstellungsräume der Firma heute am Sonntag geschlossen waren. Hier in Metzlach hatten wir die Wahl, den besseren und kürzeren Weg über den Berg oder weiter die Saarschleife entlang. Wir entschieden uns für letzteres und haben es nicht bereut. Zwar war die unbefestigte Strecke aufgrund der Regentage stellenweise glitschig. Doch wir genossen die Fahrt am Fluss, auf dem viele mit ihren Booten unterwegs waren.

Auch heute sind wir im Holiday Inn Express untergekommen. Um Merzig zu besichtigen, mussten wir auf die andere Seite der Saar. Das machten wir nach einer längeren Erholungspause. Für das Abendessen wählten wir jedoch das Saarfürst Brauhaus am Yachthafen in direkter Nachbarschaft zu unserem Hotel. Mit gutgefüllten Bäuchen sind wir inzwischen wieder auf unserem Zimmer und draußen scheint immer noch die Sonne. Somit hoffen wir für morgen auf einen weiteren sonnigen Tag.



Tag 5

Die Sonne begrüßte uns auch heute Morgen. Und so freuten wir uns schon beim Frühstück auf die Fahrradtour. Gestern Abend hatte ich meinem ältesten Freund geschrieben, dass wir heute auf unserer Tour die Saar aufwärts bei ihm in der Nähe vorbeifahren würden. Ich hatte nicht mit einer Antwort gerechnet, da auch er viel mit seinem Camper unterwegs ist.

Doch er war zu Hause und lud uns ein, bei ihm vorbeizuschauen. Wir saßen in dem kleinen romantischen Garten hinter seinem Elternhaus und sprachen hauptsächlich über alte Zeiten. Anschließend fuhr er mit uns noch ein Stück die Saar hinauf. Nach einem Radler in einem von Radlern viel besuchten Biergarten fuhr er wieder heim und wir setzten unsere Fahrt fort.

Auch hier war der Radweg nicht immer nutzbar und die Ausweichstrecken führten immer an der Straße entlang. So mancher Autofahrer demonstrierte, dass das eigentlich sein Reich ist und brauste mit aufheulendem Motor an uns vorbei. Doch auch wir wären viel lieber an der der Saar weitergefahren.

Am frühen Nachmittag erreichten wir Saarbrücken und auch dieses Mal hatten wir für die Übernachtung ein Zimmer im Holiday Inn Express gebucht. Obwohl die heutige Strecke mit 52 Kilometer die bisher kürzeste war, brauchten wir unsere Dusche und die Erholungspause.

Am frühen Abend schwangen wir uns noch einmal auf die Räder und fuhren in die Innenstadt. Wir waren nicht überrascht, dass die Fußgängerzone bei diesem schönen Wetter gut besucht war. Trotz der vielen Cafés, Bars und Restaurants und Eisdielen, die alle einen Außenbereich hatten, war es schwer, einen Schattenplatz zu bekommen.

Nachdem wir zu Abend gegessen hatten, fuhren wir noch ein wenig durch die Innenstadt und kamen auch am Rathaus St. Johann vorbei. Dort lauschten wir den letzten Klängen des Glockenspiels. An dem Angebot eines Spezialgeschäftes für Zimtschnecken kamen wir nicht vorbei. Man waren die lecker!



Tag 6

Wie jeden Morgen hatten wir vor dem Taschenpacken erst mal gefrühstückt. Das war auch nötig, denn unsere Räder waren über Nacht im Keller des Hotels eingeschlossen gewesen. Sie wieder noch oben zu holen war sehr beschwerlich.

Heute nun ging die Reise zurück nach Kaiserslautern. Dies bedeutete, dass wir nur noch ganz kurz an der Saar entlang fuhren. Hier boten sich noch ein paar Foto-Motive.

Eine Baustelle zwang uns, den Saarradweg vorzeitig zu verlassen. Ab da ging es bis Mittag sanft bergauf. Immer an der Straße entlang suchten wir die nur außerhalb der Ortschaften vorhanden Fahrradwege. Innerorts hatten wir es mit oftmals aggressiven Autofahren zu tun, die auf ihre nicht vorhandene Vorfahrt bestanden. Auch beim Abbiegen wurden wir oftmals übersehen.

Ja, diese Fahrt war keineswegs erholsam und wir waren froh, als wir endlich die Fahrräder gegen den Tesla eintauschen konnten. Etwas außerhalb von Kaiserslautern fanden wir im Hotel Barbarossahof einen Platz, um den Straßenstaub abzuspülen und zu schlafen.

Beim Abendessen planten wir unsere nächste Tour. Leider war in den Nachrichten wieder von Wetterverschlechterung die Rede. Doch da müssen wir jetzt durch, denn für die neue Strecke sind die Unterbringungen bereits gebucht.



Tag 7

Vom Barbarossahof ging es dieses Mal mit unserem Auto wieder nach Trier. Ja richtig, hier waren wir erst vor drei Tagen. Wir hoben uns die Besichtigung der Innenstadt für unsere Rückkehr auf und ließen unseren Tesla „Theodor“ in einem Gebiet, in dem keine Parkgebühren erhoben wurden, zurück.

Die Tage zuvor hatte Thomas immer wieder von der Venn-Eifel-Mosel Runde gesprochen, die er im Internet entdeckt hatte und die auch bei Komoot bekannt war. Hörte sich für mich zwar interessant an, doch ich suchte noch nach anderen Strecken, die nicht im angekündigten Schlechtwettergebiet lagen.

Die von Thomas vorgeschlagene Strecke bot jedoch zwei Vorteile: Sie ist von Leuten, die sich auskennen, ausgesucht und bekannt gemacht worden, und sie ist gut ausgezeichnet. Den zu erwartenden Regen werden wir, wenn er uns überhaupt trifft, auch überstehen.

Die Venn-Eifel-Mosel Runde verbindet die Vennbahn mit dem Kyll und Mosel Radweg und führt über den Sauer, Prüm, Enz und Eifel-Ardennen Radweg zurück zur Vennbahn. Die Gesamtlänge der Strecke beträgt rund 325 km, von denen weit mehr als die Hälfte direkt auf alten Bahntrassen oder auf Bahnniveau verlaufen.

Der Start in Trier war ein wenig schwierig, denn die Baustellen an der Mosel waren auch auf der anderen Seite der Mosel und noch nicht verschwunden. Wir wurschtelten uns so durch und etwas außerhalb war dann alles wieder normal. Ich blickte immer sorgenvoll über die Mosel in Richtung Saar, den von dort verdunkelte sich der Himmel.

Wir waren noch im Baustellenbereich, als uns schon die ersten Regentropfen trafen. Wir hofften dem Ganzen noch ausweichen zu können, denn wir folgten in Konz dieses Mal der Mosel und nicht der Saar und ab der Mündung der Sauer in die Mosel war dieser Fluss für heute unser stetiger Begleiter. Die Sauer ist der größte linke Nebenfluss der Mosel. Sie ist rund 170 km lang und entspringt in den belgischen Ardennen.

Auf der wunderschönen Strecke, die nur ganz selten an oder auf der Straße entlangführte, fielen immer wieder ein paar Tropfen aus den Wolken, doch wir blieben trocken. Ich weiß wirklich nicht, wie ich meiner Freude ausdrücken soll, denn diese Strecke muss man gefahren sein. Durch Laubwaldgebiete, kleine Dörfer und Campingplätze sahen wir einen naturbelassenen Fluss, der sich immer wieder aufteilte und Platz für Auengebiete und kleine Inseln ließ.

Auf dem Weg nach Irrel durchfuhren wir den 336 Meter langen Ralinger Tunnel, der feucht und sehr kühl war. Innen war er zwar mit Beleuchtung ausgestattet, die Lichter am Fahrrad waren zusätzlich nötig. Wir unkten herum: Hier könnte man sich Schutz vor dem Regen suchen, doch es bestand die Gefahr, dass man bei längerem Aufenthalt darin „erfriert“.

Die Nims-Sauertalbahn fuhr auf einer eingleisigen, normalspurigen, nicht elektrifizierten Strecke von Bitburg-Erdorf nach Igel im Moseltal. Sie führte aus dem Kylltal über Bitburg, Irrel, durch das Nims- sowie Sauertal.

Wir hatten uns für heute nur eine Strecke von 42 km vorgenommen, schließlich mussten wir ja zuvor noch mit dem Auto von Kaiserslautern nach Trier. Und so erreichten wir am frühen Nachmittag den Ort Irrel in der Vulkaneifel. Kurz vor unserem Hotel entdeckten wir eine Bäckerei, deren Außenbereich schon gut besucht war. Zum Cappuccino gab es gedeckten Apfelkuchen, der war wirklich lecker.

Die Vulkaneifel ist durch den Vulkanismus geprägt und ist wegen ihrer geologischen Erscheinungsform eine Landschaft, die einmalig in Deutschland ist. Wer einmal die trichterförmigen Vertiefungen mit den kreisrunden Maaren erblickt hat, dem wird bewusst, warum dieses Gebiet Vulkaneifel heißt. Sie sind durch vulkanische Gasexplosionen vor Jahrtausenden entstanden.

Untergekommen sind wir heute im Hotel Koch-Schilt. Unser Zimmer hatte sogar Zugang zu einer Dachterrasse Richtung Süden, doch uns war es draußen zu schwül. Angesagt war wie immer Dusche und eine Erholungspause. Um 18:00 Uhr schmiss uns Glockengeläut von der nahe gelegenen Kirche aus den Betten.

Es folgte ein kleiner Rundgang durch das Zentrum von Irrel, um das kulinarische Angebot kennenzulernen. Das Angebot kann man eher als klein bezeichnen. Um so mehr überrascht waren wir, als wir in die Speisekarte unseres Hotels schauten. Vorspeise Rindertatar auf Salat, anschließend für Thomas einen Bacon-Cheesburger und für mich EIFEL Boeuf Bourguignon (Sous-Vide geschmorte Rindfleischwürfel mit Perlzwiebeln in Rotweinsauce. Dazu saisonales Mischgemüse, hausgemachten Eierbandnudeln und Kräuterdipp). Alles Superlecker.



Tag 8

Entgegen dem leckeren Essen von gestern Abend war das Frühstück keineswegs ein Highlight. So war es dann auch mit dem Wetter, es regnete in Irrel mal mehr und mal weniger. Trotzdem sind wir gestartet, die Wetterfrösche hatten uns ja gestern schon darauf vorbereitet.

Im Nieselregen folgten wir zuerst dem Lauf der Nims und ab Bitburg der Kyll. Die Strecke war nicht immer autofrei und führt auch ab und zu an der Straße entlang, doch ich finde sie immer noch schön. Ich denke, bei Sonnenschein wäre sie unbeschreiblich gewesen.

Am Anfang sah es so aus, als könnten wir den dunklen Regenwolken davon fahren, deshalb galt ihnen unsere ganze Aufmerksamkeit. Doch mit jedem Fotostopp kamen sie näher. Auf halber Strecke haben sie uns dann eingeholt und wir flüchteten unter eine Eisenbahnbrücke.

Zuvor hatten wir in Kyllburg einen längeren Fotostopp gemacht und waren dann entlang der Bahn durch den 181 Meter langen Dechentunnel gefahren. Die Strecke ist hier wieder eingleisig in Betrieb. Während wir unsere mitgebrachten Brötchen verspeisten, rauschten zwei Züge über die Brücke.

Der Ortsname ist hergeleitet von dem auf der Gemarkung der Gemeinde liegenden Kloster Sankt Thomas. Der Regen war nur schwächer geworden, als wir wieder auf den Rädern saßen und dem Kloster am Ortsrand kaum Beachtung schenkten.

Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir nach Gerolstein und stiegen vor dem Hotel Löwenstein völlig durchnässt von den Rädern. Nach dem Einchecken gab es eine heiße Dusche und die gewohnte Erholungspause.

Gerolstein an der Kyll im Landkreis Vulkaneifel ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde und bevölkerungsmäßig knapp hinter der Kreisstadt Daun die zweitgrößte Gemeinde des Landkreises; flächenmäßig jedoch die größte.

Das Hotel liegt hoch über der Stadt. Wir hatten heute keine Lust mehr, hier erneut hoch zu strampeln, auch wenn die Fahrräder nicht so schwer beladen gewesen wären. Somit aßen wir im Hotel zu Abend und verzogen uns danach aufs Zimmer. Dunkle Regenwolken zogen, ohne etwas abzuwerfen über uns hinweg, mal sehen, ob wir morgen wirklich trocken bleiben.

Tag 9

Mit einem Frühstück im Bauch waren die Sachen schnell gepackt und die Räder fertiggemacht. Den heutigen schönen Tag wollten wir genießen, Regen war erst für den Abend angekündigt.

Wir fuhren hinunter nach Gerolstein, kauften beim Bäcker ein und Thomas holte bei Lidl einen Apfelsaft, den wir dann mit dem Wasser in unseren Flaschen mischten. Nun hatten wir alles für die Fahrt.

Die Kyll war heute unser stetiger Begleiter, auch wenn wir sie nur selten zu sehen bekamen. Der erste Teil der Strecke war geprägt von einem Auf und Ab. Meist auf Fahrradwegen bis zum Ortseingang, dann auf der Straße durch den Ort und dann wieder weiter auf dem Fahrradweg.

Wir durchfuhren Wälder und Wiesen, hier entdeckten wir immer wieder an Hängen und auf Hügeln kleine Ortschaften, vermutlich nicht größer als 100 Einwohner. Manche durchfuhren wir dann auch irgendwann. Schönes Wetter und eine wunderschöne Landschaft, ein Genuss für jeden Radreisenden.

Das eine Mal machten wir auch bei einer kleinen Dorfkirche halt, weil mir die Fenster aufgefallen waren. Keine Menschenseele weit und breit, die Eingangstür stand weit offen und lud zum Verweilen ein.

Auf diesem Teil der Strecke hatten wir nur wenige Begegnungen, das änderte sich schlagartig, als wir bei Jünkerath den Radweg, der auf der Strecke der alten Vennqueerbahn angelegt worden war, erreichten. Diese asphaltierte Strecke führte auffällig gradlinig und stetig nach oben. Wir fuhren über Brücken, sahen unter uns Straßen, Häuser, Campingplätze. Auch den Kronburger See, der von der Kyll gespeist wurde, sahen wir von weiter oben.

Wenig später machten wir eine Pause und aßen unseren ersten Zwetschgenkuchen in diesem Jahr. Wir hätten noch ein bisschen weiter fahren sollen, denn weiter oben sind wunderschöne Rastplätze angelegt, auf denen man es auch gut länger aushalten kann.

Auf der Strecke verließen wir Rheinland-Pfalz und fuhren in Nordrhein-Westfalen weiter. Einige Kilometer weiter waren wir dann wieder auf dem Gebiet von Rheinland-Pfalz. Oben am Scheitelpunkt der Strecke, wir waren inzwischen über 630 Meter hoch, wechselten wir über die grüne Grenze nach Belgien.

Beim ehemaligen Bahnhof Buchholz machten wir erneut eine Pause. Hier u. a. war zur Erinnerung eine Wassertankstelle für die alten Dampfloks wieder aufgebaut worden. Auf einem der Schilder war zu lesen:
„Das Ende der Bahnstrecke auf deutschem Gebiet Mitte der 1980er-Jahre. In den 1990er-Jahren rollten hier wieder Züge über die deutsch-belgische Grenze. Sie transportierten ausschließlich Militärgüter und Soldaten zum und vom NATO-Truppenübungsplatz Elsenborn.

Nun waren wir es, die leicht nach unten fuhren und schon bald unser Ziel erreichten. In Bütgenbach hatten wir uns ein Zimmer im Hotel Du Lac reserviert. Es folgte die bekannte Routine, Dusche und Erholungspause.

Am frühen Abend schwangen wir uns noch mal erneut auf die Räder, wir wollten eigentlich um den nahe gelegenen Bütgenbacher See radeln. Als uns das nicht gelang, fuhren wir zurück und aßen im Töpferkeller zu Abend. Thomas bekam dort endlich seine so geliebten belgischen Pommes!!!

Tag 10

Unser Zimmer war im dritten Stock des Hotels direkt unter dem Dach. Durch die gekippten Fenster kam heute ein deutlich kühlerer Wind als gestern. Und dann hörte ich ihn auch schon, den Sommerregen. Das kann ja heute heiter, äh nass werden.

Als wir jedoch aus den Fenstern im Frühstücksraum blickten, war alles wieder vorbei. Wir packten mit vielen anderen Radlern, die auch in unserem Hotel übernachtet hatten, unsere Räder und machten uns auf den Weg. Wieder auf die asphaltierte Bahnstrecke mit den sanften Auf- und Abfahrten.

Heute am Samstag waren noch mehr Radler unterwegs, überwiegend jedoch Rennfahrer, die offensichtlich auch diese Strecke liebten. Ob sie wie wir den Sonnenschein genossen, hier und da einen Fotostopp machten oder sich auf den schön angelegten Rastplätzen eine Pause gönnten, mag ich jedoch anzweifeln.

Kurz nach Mittag hatten wir die deutsch-belgische Grenze erreicht, doch unser Radweg lief noch ganzes Stück auf der belgischen Seite weiter. Ab und zu sahen wir die Prüm, die hier wohl der Grenzfluss ist.

Wir suchten schon eine Weile nach einer Bäckerei oder einem Supermarkt, wo wir uns etwas zu Essen besorgen könnten. Doch erst als wir wieder auf dem Territorium der Bundesrepublik waren, fanden wir einen Laden. Wie praktisch vor dem Laden in der Nähe der Eingangstür stand eine Bank im Halbschatten. Hier wurde, bevor es weiterging, haben wir erst einmal der Einkauf verspeist.

Unterwegs kamen wir an einem schön angelegten Bahnmuseum vorbei. Ein Triebwagen mit Waggon, Signalanlagen, Bahnschranken, Prellbock und vieles mehr waren dort zu besichtigen. In dem Waggon befand sich jetzt ein Café. Es gab auch Außenbestuhlung, doch die lagen fast alle in der Sonne. Nur ein Mann hatte sich einen Tisch im Halbschatten gesichert.

Wir kamen gut voran, damit wir jedoch nicht zu früh unser heutiges Ziel erreichten, nutzen wir einen der schönen Rastplätze für eine längere Pause.

Als wir dann die Stadt Prüm erreichten und am Eingang des Hotels „Zum goldenen Stern“ standen, lasen wir auf einem Schild, dass die Rezeption erst um 15:00 Uhr wieder besetzt ist. Wie gut, dass sich hier direkt vor dem Hotel auch ein Eiscafé befand! Amarena- und Nussbecher verkürzten uns die Wartezeit.

Auch dieses Mal waren wir in dem alten Gebäude ganz unter dem Dach untergebracht, ohne Fahrstuhl. Endlich mit unseren vielen Taschen auf dem Zimmer brauchten wir erst recht eine Dusche. Nach der Erholungspause schlenderten wir ein wenig durch die Innenstadt. Ich wollte mir die zur Abtei gehörende Basilika anschauen, doch alle Türen waren verschlossen. Ich war bei weitem nicht der Einzige, der das enttäuscht feststellen musste.

Für das Abendessen fanden wir in der neben dem Eiscafé gelegenen Stiftklause einen freien Tisch. Thomas entschied sich für ein Steak und ich wählte mit Pasta ein fleischloses Essen.

Unser Zimmer hat nur ein ganz kleines Fenster zur Straße hin, mit derzeit noch starkem Verkehr (22:20 Uhr). Wir hoffen sehr, dass wir bei offenem Fenster schlafen können.

Tag 11

Oh je, das sah überhaupt nicht gut aus. Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute, goss es in Strömen. Nun, bis nach dem Frühstück könnte das ja aufgehört haben. Dem war tatsächlich so und die Dame an der Rezeption sagte, dass sie das extra für uns so bestellt hat.

Gestern schon hatten wir einen Bäcker entdeckt, der sonntags auf hat, also nichts wie hin. Da war ganz schön Betrieb, vier Leute hinter der Theke versuchten dem Kundenansturm Herr zu werden. Für unsere Fahrt ließen wir uns Rosinenbrötchen, Einback und Streuselkuchen einpacken. Jetzt, da ich das hier schreibe, kann ich ja ruhig verraten, dass Rosinenbrötchen und Einback noch vorhanden sind.

Als wir ein Stück die Strecke, die wir gestern gekommen waren, zurückfuhren, fing es an zu nieseln. Bei dem Eisenbahnmuseum verließen wir die alte Strecke und fuhren genau Richtung Regenwolken. Wenig später goss es dann auch wieder und wir fanden keine Möglichkeit, uns unterzustellen.

Hier war ein wunderschöner Radweg angelegt worden, doch es gab nicht eine Möglichkeit, sich unterzustellen. Das muss jemand geplant haben, der noch nie länger in der Eifel mit dem Rad unterwegs war.

Völlig durchnässt entdeckten wir in Zweifelscheid auf einem Spielplatz eine Hütte. Nichts wie hin, doch sie war leider verschlossen und so versuchten wir uns unter dem schmalen Dachvorstand vor der Hütte umzuziehen. Reißnägel, an den wohl mal Plakate gehangen haben, dienten uns als Kleiderhaken für die triefenden Klamotten.

Wieder „trocken gelegt“ warteten wir darauf, dass der Regen endlich aufhörte. Als wir dann endlich unsere Fahrt fortsetzen konnten, gab es auch keinen Streuselkuchen mehr.

Schon bald wechselten wir von der schönen, bequemen Radstrecke zu dem, was wir auf unserer ersten Tour durch Rheinland-Pfalz kennengelernt hatten. Ab und zu Landstraße und zwischen durch immer wieder Radwege entlang der Straße, jedoch ohne Niveauausgleich. Es klingt kindisch, doch so war es letztendlich: Mal sahen wir die Straße dann wieder nicht!

Das Wetter hat sich für unser letztes Drittel der heutigen Strecke wieder verbessert. Es hatte aufgehört zu regnen und ab und zu wärmte uns die Sonne durch die Wolkendecke hindurch. Kleine Seitenstraßen waren als Strecke für uns ausgewiesen, die uns durch kleine Täler, an Waldrändern und Gehöften vorbeiführten.

Das Auf und Ab war hier noch ausgeprägter, doch wir genossen es, denn wir wurden nicht mehr von rasenden Autos überholt. Aufgrund der Wetterlage waren wir schneller unterwegs als eingeplant und kamen somit viel zu früh in Holsthum an. Wir sehnten uns nach einer heißen Dusche, doch erst um 16:00 Uhr wurde uns in unserem Hotel Einlass gewährt. Das ist deutlich später als sonst üblich.

Die über zweistündige Wartezeit verbrachten wir unter einem riesigen Marktschirm auf der Terrasse der Dorfkneipe, die heute geöffnet hatte. Gegen 16:00 Uhr standen wir erneut vor dem Hotel, endlich konnten wir uns der nassen Sachen entledigen und es folgte die heiße Dusche und die Erholungspause. Danach ging es wieder mit dem Fahrrad zurück zur Dorfkneipe.

Auf der voll besetzten Terrasse fanden wir noch einen Tisch. Als der Kellner uns die Speisekarte brachte, fehlte der Teil mit den Pfifferlingsgerichten. Diese waren leider aus und meine Enttäuschung groß. Satt wurden wir trotzdem, frische Pfifferlinge wären jedoch traumhaft gewesen …

Tag 12

Dunst stieg aus den umliegenden Wäldern auf, darüber zeigte sich bereits die Sonne. Sollte unsere letzte Etappe eine trockene werden?

Das Hotel ist wirklich nicht weiter erwähnenswert. Während die sonstigen Hotels in der jetzigen Hauptsaison völlig ausgebucht sind, waren hier nur zwei von den zehn Zimmern belegt. Und das wahrscheinlich nur, weil sonst keine Zimmer zu bekommen sind. Die Frau des Betreibers, die offensichtlich eine körperliche Behinderung hatte, gab ihr Bestes, um hier trotz des Zustands alles sauber zu halten. So war es auch mit dem Frühstücksbüfett, es war nichts Besonderes, doch alles wunderschön angerichtet und für die paar Gäste viel zu viel.

Wir waren noch am Bepacken der Räder, als das Eigentümerehepaar das Hotel abschloss und im Auto davonfuhr. Hier passiert heute vor 16:00 Uhr wahrscheinlich nichts mehr.

Unsere Strecke führte zuerst ein ganzes Stück an einer gut befahrenen Straße entlang, immer dem Lauf der Nims folgend. Mit dem Erreichen der Sauer wechselten wir auf die andere Uferseite und verließen Deutschland. Unsere Reiseroute entpuppte sich zu einer Drei-Länder-Tour: Deutschland, Belgien und jetzt Luxemburg.

Ab hier war es dann auch wieder ein separater Fahrradweg – herrlich diese Ruhe! Die Sonne hatte sich inzwischen durchgesetzt. Die Route durch Wälder, Auen und Wiesen beinhaltete zwar ein Auf- und Ab, doch der Fahrtwind sorgte für die notwendige Abkühlung.

Das Flussbett der Sauer wurde immer breiter, manchmal stürzte sie sich einen kleinen Wasserfall hinunter und tobte durch ihr Bett. Von einer Hängebrücke aus sahen wir an die Ufer gespülte Baumstämme, ein Hinweis, dass die Sauer bei viel Wasser noch ordentlich zulegen kann.

Kurz vor ihrer Mündung in die Mosel wechselten wir wieder auf die andere Uferseite und waren damit zurück in Deutschland. Nun zeigte die Mosel uns den Weg zurück nach Trier. Wieder am Ausgangspunkt endete unsere Tour. Jedem, der etwas Einzigartiges erleben möchte, können wir die Venn-Eifel-Mosel Runde empfehlen.

Die Fahrräder kamen wieder auf den Fahrradträger des Teslas und mit dem Auto ging es dann in die Innenstadt von Trier. Heute und morgen ist Trier angesagt, dieses Mal bei Sonnenschein und 28 °C im Schatten und übernachtet wird im Park Plaza Hotel.

Comments are closed.