Eine Strecke von 430 km lag vor uns, außerdem legte die Fähre, die uns mit unserem Auto auf Kangaroo Island bringen sollte, auch ohne uns pünktlich 16:00 Uhr ab und so hatten wir den Wecker auf 07:00 Uhr gestellt. Aus irgendwelchen Gründen war aber bereits um 6:30 Uhr die Nacht vorbei und wir packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg.
Die Strecke von Robe zum Cape Jervis, an dem die Fähre an und ablegte, unterschied sich nicht so gewaltig von der nach Robe. Genauso abwechslungsreich, Weinanbau, Schaf- und Rinderherden und naturbelassen Stücke. Es war hügeliges Gelände und die Straßen wurde offensichtlich von Lastwagen genutzt. Ich denke, das ist der Grund, dass über Land 110 km/h gefahren werden durfte. Zwei Emus wurden von uns gesichtet, doch bis ich zum Fotografieren bereit war, hatten sie hinter Hügeln das Weite gesucht.
Unterwegs legten wir in einem der vielen Orte auf der Strecke eine Rast für ein Frühstück ein. Machten uns aber sehr bald wieder auf den Weg, weil wir ja nicht wussten, welche zeitlichen Verzögerungen es noch geben konnte.
So erreichten wir Cape Jervis bereits um ca. 13:00 Uhr. Nach dem Auftanken des Wagens, wir waren uns nicht sicher, ob es auf der Insel Tankstellen gibt, und einem Kaffee in dem daneben gelegenen Spielcasino, begaben wir uns zur Anlegestelle der Fähre. Die Formalitäten waren schnell erledigt, denn für uns war vom Reiseanbieter Umfulana ein Platz auf der Fähre reserviert worden. Wir hatten noch viel Zeit, den wundervollen Ausblick aufs Meer und der in der Ferne liegenden Insel zu genießen.
Thomas brachte den Wagen auf die Fähre und ich beobachte von oben das Einparken der Fahrzeuge. Dies war nicht ganz ohne, denn der Betreiber nutzte jeden Flecken der Stellfläche. Die Fahrer mussten die Fahrzeuge verlassen, denn das nächste Fahrzeug ließ höchstens 20 cm Platz. Ein besonders Schauspiel war das Einparken der 2 Viehtransporter.
Mit einer Länge von 155 km und einer Breite von 55 km ist Kangaroo Island Australiens drittgrößte Insel. Die Insel konnte sich ihre ursprüngliche, vielfältige Tierwelt bewahren. Die Insel hat steil, in die tosende Brandung herabstürzende Klippen, einsame Strände, weitläufige Eukalyptuswälder und und ist umgeben von einem tiefblauen Ozean. In der Mitte der Insel gibt es ein Gebiet, dass „kleine Sahara“genannt wird. Ameisenigel, Koalas, Kängurus, Wallabies, Seehunde und Pinguine können hier entdeckt werden. Letztere begrüßten uns gleich im Hafen, in dem die Autofähre anlegte. Sie sind die Kleinsten ihrer Art auf der Welt.
American River ist kein Fluss auf der Insel, sondern eine Bucht, die die Insel fast teilt. Hier und noch an einer anderen Stelle auf der Insel gibt es den Glossy Black. Dieser Vogel war Namensgeber des Restaurants unserer Gastgeber, doch wir haben ihn nie entdecken können. Die Anlage mit Swimmingpool musste mal sehr schön gewesen sein, doch die Außenanlagen waren ungepflegt, die terrassenartigen Gärten verwildert. Doch die Zimmer waren einfach, schön und hell. Vom Balkon hatte man einen herrlichen Blick über die Bucht. Ebenso einzigartig und sehenswert ist eine Känguru-Art, die es wie den Vogel nur hier auf der Insel gibt. Das Känguru hat einen wirklichen einfallsreichen Namen: Kangaroo Island Kangaroo.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Führung gebucht. Mit von der Partie waren Regina und Dieter, ein Ehepaar aus Dresden, das schon sehr viel von der Welt gesehen hat. Wir starteten um 9:00 Uhr und die Tour endete nach 18:00 Uhr. Unser Guide, der hier auf der Insel eine Rinderfarm betreibt, war sehr bemüht, uns die Attraktionen der Insel zu zeigen. Regina hatte auf ihrer Tour hierher noch kein lebendes Känguru, keinen Koala gesehen. Der Guide versprach ihr, noch vieles mehr zu sehen zu bekommen. Es bedarf wirklich ein geübtes Auge, die Koalas in den Bäumen zu finden. Wir sahen unterschiedliche Känguruarten, vermehrt das auf der Insel heimische. Papageien, Pelikane, Seelöwen und natürlich Koalas. In einem privaten Zoo kamen wir rechtzeitig zur Streichelstunde der Koalas und Kängurus. Hier konnte ich dann endlich Thomas auch meinen geliebten Wombat zeigen. Beim Streicheln meinte er dann, Koalas haben aber ein viel weicheres Fell. In diesem Zoo gab es auch Dingos, die auf der Insel nicht vorkommen.
Regina und Dieter, die auch bei Umfulana gebucht hatten, waren drei Tage später ebenfalls in Melbourne gestartet und haben so mehr als wir von dem Treiben um den Melbourne Cup miterlebt. Sie haben bis Adelaide die gleiche Strecke zurückgelegt, nur in der Aquila Lodge sind sie nicht gewesen. Von Adelaide geht ihre Strecke dann direkt zum Uluru und über Cains an der Küste entlang nach Brisbane und Sydney. Beim gemeinsamen Abendessen im Glossy-Black-Restaurant haben wir uns dann die Erlebnisse auf unseren Reisen erzählt.
Am nächsten Morgen sollte uns die Fähre um 14:30 Uhr zurück zum Festland bringen. Thomas und ich besichtigten den Hafen von Kingscote, dort trafen wir erneut auf Pelikane und schwarze Schwäne. Gegenüber den Pelikanen sahen die Schwäne richtig klein und zierlich aus. Kurz von 13:00 Uhr waren wir an der Fähranlegestelle Penneshaw. Dort wurden wir aufgefordert, sofort auf die Fähre zu gehen, denn die kleinere Fähre, die um 13:30 Uhr ablegte, hatte noch Platz. So verließen wir zusammen mit Regina und Dieter, die schon vorher an der Anlegestelle eingetroffen waren, weil sie die Pinguin-Kolonie an der Hafenausfahrt sehen wollten, die Insel.
Uns war das nur recht, so hatten wir mehr Zeit um die 100 km nach Adelaide zurückzulegen. Es war schon ein gewaltiger Unterschied. Waren wir nach Melbourne nur noch einsame Straßen mit sehr wenig Verkehr gewöhnt, trafen wir in Adelaide auf 4-spurige volle Straßen.
Schon während des Aufenthalts auf Kangaroo Island hat sich bei mir die gleiche Erkältung wie bei Thomas angekündigt. Er war immer noch nicht genesen. Besonders die unangenehmen Halsschmerzen und der festsitzende Husten machten uns Probleme. In den zwei Tagen in Adelaide haben wir somit versucht, unsere Erkältung in den Griff zu bekommen, und haben bis auf die Fußgängerzone Rundel Mall und die Gegend um den Bahnhof leider fast nichts von der Stadt gesehen.
Heute nun geht es weiter in Landesinnere nach Alice Springs, Flugzeit ca. zwei Stunden. In der neuen Zeitzone beträgt der Unterschied zu Deutschland nur noch 9,5 Stunden. Bevor wir den Wagen am Flughafen abgegeben haben, machten wir noch ein Ausflug nach Hahndorf. Die Ortschaft liegt nur 28 km von Adelaide entfernt in den Adelaide Hills. Mit der Ankunft des Schiffes „Zebra“ am 28. Dezember 1838 mit 187 deutschen Immigranten an Bord beginnt hier die Geschichte des Dorfes, die in der Mitte des Dorfes mit knapp 2000 Einwohner nachzulesen ist. Als wir den Platz machte gerade eine Schulklasse eine Schnitzeljagd im Ortskern. Der Dreimaster Zebra stand unter dem Kommando des Sylter Kapitäns Dirk Meinerts Hahn. Dieser war von seinen Passagieren und deren Willen auszuwandern so beeindruckt, dass er ihnen half, ein geeignetes Stück Land zu finden und neu anzufangen. Als im Mai 1839 alle Siedler ihr zugeteiltes Land gefunden hatten, nannten sie ihren Ort zu Ehren des Kapitäns Hahndorf. Der Ort lebt inzwischen hauptsächlich vom Tourismus.