Ein heißer Tag geht zu Ende und mit ihm auch unser Aufenthalt in Plettenberg Bay. Gerne wären wir hier auch mal im Indischen Ozean baden gegangen, doch das Wasser hatte hier nur gefühlte 15 °C. Also reichte uns das Wasser nur kurzfristig bis zu den Knien. Der nicht zu heiße Sommer und der nicht so kalte Winter hatte viele Europäer nach Plettenberg Bay auswandern lassen. So auch unseren Gastgeber Lutz, der vor 14 Jahren Deutschland verlassen und sich hier eine neue Heimat geschaffen hat. Seine B&B Unterbringung mit dem Namen Pinkepank liegt sehr schön an einem der Hänge und gewährt Ausblick auf Plettenberg Bay.
Heute Abend war uns die Pizzeria Enrico empfohlen worden. Sie liegt etwa 19 Kilometer von unserer Unterbringung entfernt und Lutz meinte, wir müssten mit großem Andrang rechnen. Lass ihn mal reden war mein Gedanke, doch er hatte recht. Wir fanden gerade mal noch einen Parkplatz an der Straße, der Parkplatz selbst war voll. Wir betraten eine sehr große voll besetzte Terrasse und ein Kellner geleitete uns vorbei an Livemusik in die hinterste Ecke. Ich wollte schon protestieren, doch am Platz angekommen waren wir beide begeistert. Direkt am Rande der Terrasse, saßen wir oberhalb des Strandes und konnten dort den Sonnenuntergang genießen. Auch das Essen war hervorragend.
Im Juni 2017 wütete wohl hier an der Garden Route ein großes Feuer. Davon wurde uns immer wieder berichtet und die Schäden sind überall wie auch hier in Plettenberg noch zu sehen. Wir hatten uns bei unserem 1. Besuch eines South African National Parks (SAN) eine Wildcard zugelegt, die uns von den Parkbesuchergebühren befreit. Damals dachten wir noch, dass die Investition sich nicht lohnen würde, aber wir wollten unsererseits die Parks ganz allgemein unterstützen. Inzwischen sind wir froh, dass wir uns Selbige zugelegt haben, denn immer wieder stehen wir vor einem Schlagbaum und der Forderung eines Eintrittspreises halten wir unsere Wildcard entgegen. Besonders in der Gegend um Plettenberg, wo das Feuer sehr stark gewütet hat, ist der Besuch eines Parks manchmal eine Enttäuschung. Wir sind daher echt froh, dass wir im Besitz dieser Wildcard sind.
Doch erst einmal zurück zu unserem zweiten Tag in Strom River Village. Der Tsitsikamma National Park liegt im Herzen der Garden Route zwischen Port Elizabeth und George und schützt eine grandiose Felsenküste von 80 Kilometern Länge und den immergrünen Urwald im Inland. Ein Netz von Wanderwegen durchzieht den Park, von denen der Otter-Trail mit 42 Kilometern und vier Übernachtungsmöglichkeiten der längste ist. Wir haben uns einige Sehenswürdigkeiten in dem Park herausgepickt.
Bereits bei der Zufahrt zur Suspension Bridge hat man an Haltebuchten einen Ausblick aufs Meer. Vom Besucherzentrum des Parks aus führt ein Wanderweg durch einen Feuchtwald zur Suspension Bridge. Dies ist eine mehr als 70 Meter lange Hängebrücke über die Mündung des Storms River. Der Rückweg führt über zwei kleinere Hängebrücken und dann wieder hinauf zum Ausgangspunkt. Der Ab- und Aufstieg hat es in sich, aber er lohnt sich auf alle Fälle.
Die Paul-Sauer-Brücke (oder: Storms River Bridge) wurde 1956 errichtet und markiert das östliche Ende der Garden Route. Ein 190 Meter langer Betonbogen überspannt den Storms River in einer Höhe von 130 Metern. Auf der stark befahrenen Brücke (N2) kann man nur auf den Storm River und die Urwaldriesen herunterschauen. Vom nahgelegenen Rastplatz gibt es jedoch einen Weg zu einer Aussichtsplattform, von der aus man die gesamte Brücke sehen kann. Als wir da waren, turnte unter der Brücke gerade ein Baboon herum. Für den dürfte der breite Brückenbogen eine Autobahn zum jeweilig anderen Ufer des Storm Rivers sein.
Im Tsitsikamma Nationalparks wachsen Gelbholzbäume, die hoch über die Urwaldkrone hinausragen. Wenige Kilometer von der Paul-Sauer-Brücke entfernt steht ein besonders großer: der Big Tree. Vom Parkplatz an der N2 führte uns ein kurzer Rundweg durch den Urwald dorthin. Der Riese ist über 800 Jahre alt, fast 40 Meter hoch und hat einen Stammumfang von über acht Metern. In seiner Nachbarschaft steht ein zweiter Baum, der auch schon eine beachtliche Höhe und dicke erreicht hat.
Am nächsten Tag machten wir uns von Storm River Village auf den Weg nach Plettenberg Bay. Unterwegs machten wir einen kurzen Stopp im Naturschutzgebiet Nature’s Valley. Die kurvenreiche Strecke führte durch eine tiefe Schlucht, in der wir Auswirkungen des großen Brandes zu sehen bekamen. Ein vierstündiger Wanderweg zwischen Meer und Urwald soll hier durch die verschiedensten Vegetationszonen führen, doch wir fuhren weiter.
Für unseren zweiten Stopp mussten wir an Plettenberg vorbei. Robberg Nature Reserve – eine der größten Attraktionen hier sind die Robbenkolonien. Drei Rundwanderwege führen mehr um als durchs Reservat. Gutes Schuhwerk ist unbedingt notwendig, weil es an der Felsenwand rauf und runter geht. Auf der einen Seite der Insel ist der Weg bis auf ein paar Ausnahmen gut gesichert und befestigt. Auf der anderen Seite sind teilweise Stufen angebracht, doch erst kurz vorm Ziel, das ja auch gleichzeitig der Start ist, sind die Wege wieder durch Holzgeländer gesichert. Der Höhenunterschied von 140 Metern verlangt einem Ungeübten, wie wir es sind, einiges ab. Doch wir wurden dafür mit tollen Aussichten, den ersten beiden Klipschliefern, große Robben- und Kormorankolonien und einer riesiger Sanddüne belohnt. Letztere ermöglichte nicht nur die Abkürzung des Weges zur anderen Seite der Halbinsel, sondern machte den Abstieg dorthin zu einem riesigen Vergnügen.
Ziemlich fix und fertig kamen wir dann am späten Nachmittag bei Lutz im Pinkepank an. Wir schafften gerade noch die Einweisung in unsere Räumlichkeiten und den Weg zum empfohlenen Italiener The Table im Zentrum von Plettenberg.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns gestern auf den Weg zum „Birds of Eden“ und „Monkeyland“.
Die zwei Hektar große Kuppel vom Birds of Eden erstreckt sich über eine Schlucht aus einheimischen Wäldern. Derzeit leben hier über 3.500 Vögel aus über 220 Arten, wobei der Schwerpunkt auf afrikanischen Vögeln liegt. Wir bewegten uns allein über das Gelände, das im Bereich der Schlucht sehr schön angelegt ist. Auf guten Wegen wird der Besucher hier durch einen Urwald geführt, in dem auch eine Hängebrücke nicht fehlt. Sogar die kleinste Antilopenart, den Blue Duiker konnte man unter den Bäumen entdecken. Das Freigehege im Bereich der Groß- und Wasservögel, Ibis, Kranich, Flamingo, Gänse, schwarzer Schwan und Pelikan empfand ich als etwas klein.
Monkeyland ist das weltweit erste Primatenschutzgebiet mit mehreren Spezies, in denen diese sich frei untereinander bewegen dürfen. Damit soll auch dem Besucher ein besseres Verständnis für unsere Primaten und deren Bedrohungen hauptsächlich durch den Menschen vermittelt werden. Wir hatten das Glück, dass mit unserem Eintreffen eine Führung durch das Gelände in Deutsch startete. Hier darf der Besucher sich alleine nicht auf dem Gelände bewegen. Unser Guide Rinaldo begründete dies auch mit mehreren Beispielen. Im Park gibt es auch einige Landschildkröten. Diese werden von den Affen als „Taxi“ benutzt. Wenn die Schildkröte sich nicht bewegen will, schlägt der Affe mit einem Holzstock so lange auf den Panzer, bis sie es tut. Rinaldo meinte, dass hätten die Affen uns Menschen abgeschaut.
Am Abend gab es ein nachgezogenes Geburtstagsessen. Dafür hatte sich Thomas das Nguni Restaurant ausgesucht. Melone mit Schinken und Tomate Morzarella liest sich jetzt nicht so spektakulär an, aber das Hauptgericht Gemsbock (eine Antilopenart) an Feige und Rote Beete mit Kartoffelspalten, Brokoli und grüne Bohnen. Wie bei der Vorspeise gingen wir auch beim Nachtisch getrennte Wege. Thomas hatte ein Brownie und Nougatcreme und ich Panne Cotta mit Himbersorbet sowie Erd- und Heidelbeeren. Dazu gab es einen heimischen Rotwein. Oh war das lecker!!!
Heute waren wir zuerst an der Küste von Kranshoek. Den Küstenweg von Harkerville hatten wir uns herausgesucht, doch leider gab es hier auch nur kahle Berghänge mit verbrannten Busch-und Baumresten, darunter grünte und blühte es bereits wieder. Ein kurzer Weg zur Klippe war uns gestattet, alles, was den Abstieg an der Klippe gesichert hatte, war durch das Feuer vernichtet worden. So fiel der sportliche Teil heute aus und wir machten uns auf den Weg nach Knysna (gesprochen Neisna).
Das charmante Küstenstädtchen Knysna wurde durch die südafrikanische Holzindustrie groß und ist eigentlich ein Juwel an der Garden Route. Leider hat Knysna letztes Jahr im Feuer nicht nur viele Wälder ringsrum, sondern auch Häuser verloren. Dies hat dem Ort derzeit das malerische genommen. Doch der Hafen an der Lagune hat eine beeindruckende Marina. Charakteristisch für das Ortsbild sind „The Heads“, zwei riesige Sandsteinklippen, zwischen denen ein Kanal die Lagune mit dem Meer verbindet.
Unsere Route: